Das Werk der jungen bosnischen Künstlerin Sejla Kameriæ (geboren 1976) ist eng mit der Belagerung von Sarajewo (1992–1996) verbunden. Gemeinsam mit ihrer Familie erlebte sie die dreieinhalbjährige Besetzung ihrer Heimatstadt, bei der auch ihr Vater ums Leben kam. Als Künstlerin hat diese Zeit sie stark beeinflusst: „Auch wenn ich mich künstlerisch mittlerweile mit den verschiedensten Themen beschäftige“, sagt Kameriæ, „wird der Krieg dennoch immer in mir sein.“ Ihre bekannteste Arbeit, die Fotomontage „Bosnien Girl“ (2003), die sich auch in der Kunstsammlung der Erste-Bank-Gruppe befindet und für Inserate, Postkarten und Plakatwände reproduziert wurde, zeigt sie selbst als Model, darüber ein Graffito, das ein niederländischer Soldat in Srebrenica an eine Militärbaracke geschmiert hat: „No teeth …? A mustache …? Smel like shit …? Bosnian girl!“ Mit „Report“ führte sie ein Gespräch über die elementaren Gefühle Heimweh, Freiheit und Angst und deren Bedeutung für sie als europäische Bosnierin.